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Video-Kunst




Zu Beginn der 1960er Jahre entstanden zeitgleich mit der Pop Art die ersten Arbeiten im Bereich der Video-Kunst. Diese verstanden sich vor allem als Kritik an der Popularisierung des neuen Mediums Fernsehen. Technische Vorraussetzungen boten die Erfindungen der Lichtkinetiker wie Farborgeln und Farblichtspiele.

Schwerpunktmäßig wurden zunächst Videobänder mit verfremdeten Fernsehbildern hergestellt, ebenso wie Form-, Farb- und Bewegungsrhythmen, die per Computer oder Synthesizer produziert wurden. Als Pionier der Videokunst gilt der Koreaner Nam June Paik, der 1963 in seiner Schau „Exposition of Music – Electronic Television“ in Wuppertal erstmals reale Fernsehbilder mit Elektromagneten zu abstrakten Sequenzen verfremdete. 1965 wurde das tragbare Videoset entwickelt.

Im selben Jahr erhielten Künstler die ersten Aufträge zur Gestaltung von Fernsehsendungen. Ab 1966 entwickelten sich Multi-Monitor-Installationen, bei denen Monitore mit einem oder mehreren Bändern neben- und aufeinander gestapelt wurden. 1968 entstand die erste Closed-Circuit-Installation „Iris“ von Les Levine. Bei dieser Installationsart wird ein Bild per Videokamera aufgenommen und erscheint gleichzeitig auf einem oder mehreren Bildschirmen.

Bahnbrechend für die Etablierung der Video-Kunst waren Performance, Happening und Fluxus-Bewegung, wobei neodadaistische Aktionskünstler wie Wolf Vostell mit gesellschaftskritischen Mixed-Media-Veranstaltungen dem Publikum synästhetisches Erleben ermöglichten. So hatte die Videotechnik 1969 ihren Durchbruch in der Kunstszene mit Paiks aufsehenerregender Fluxus-Aktion „TV Bra for a Living Sculpture“. Im selben Jahr fand die erste bedeutende Videokunst-Ausstellung „TV as a Creative Medium“ in der New Yorker Howard Wise Gallery statt.

1970 entstanden die ersten TV-Skulpturen mittels des von Paik entwickelten Synthesizers. Ein Jahr später wurde eine Videogalerie in Düsseldorf von Gerry Schum gegründet, der gleichzeitig an Gemeinschaftsproduktionen von Video-Anthologien für Prozeßkunst, Land Art und Konzeptionelle Kunst beteiligt war.

In den nachfolgenden Jahrzehnten rückten die Bereiche Videoskulptur, -objekt und –installation zunehmend in den Vordergrund. In den 80er Jahren entwickelte sich eine Verschmelzung von Videokunst und kommerziellen Produktionen wie Musikvideoclips. Auch Computerkunst wie zum Beispiel Internetarbeiten der Gruppe Jodi.org etablieren sich derzeit zunehmend in Anknüpfung an die Videokunst.

Künstler:
Nam June Paik
Wolf Vostell
Douglas Davis
Les Levine
Bruce Nauman
Dan Graham
Rita Myar
Marie Jo Lafontaine
Gerry Schum
Valie Export
Peter Weibel
Fred Barzyk
Otto Piene
Aldo Tambellini
Peter Campus
Bill Viola
Franziska Megert